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Leseprobe
1830: Schlossbrand
Gerhard Schildt: Von der Restauration zur Reichsgründung
(1815-1871)
"Die Menge ergoss sich ungehindert vom
Bohlweg in das Schloss. Mit besonderer Begeisterung widmeten sich die
Plünderer den Alkoholvorräten. Aus Löscheimern tranken
sie Wein. Bei größerer Besinnung begannen sie, planmäßig
alles, was nicht niet- und nagelfest war, wegzuschleppen. Nur die Staatskassen
wurden gerettet. Angehörige der führenden Schichten fehlten
keineswegs im Schloss, wenn sie auch nicht Zerstörungswut trieb,
auch wohl weniger die Hoffnung auf Beute, durchaus aber Neugierde und,
bei den Besonnenen, die Absicht, Material zu sichern, das den Herzog belastete.
Auch gab es nicht wenige Bürger, die größere Werte vor
Brand und Plünderung bewahren wollten. So wurden neben der Silberkammer
z.B. die Porträts der Herzoglichen Familie gerettet. Inzwischen breitete
sich das Feuer aus. Die Löschkommandos ließen es brennen und
beschränkten sich darauf, die umliegenden Häuser zu schützen.
Alle glaubten, so berichtet ein Augenzeuge, dass mit Brand und Plünderung
eine Scheidewand errichtet werde, die die Rückkehr des alten Regimes
unmöglich mache."
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