Leseprobe
1933: Morde in Rieseberg
Hans-Ulrich Ludewig: Das Land Braunschweig im Dritten Reich (1933-1945)

"Gewalt und Terror erreichten ihren fürchterlichen Höhepunkt im Juli 1933 im Zusammenhang mit dem Tod des SS-Mannes Landmann, der von den eigenen Leuten bei einer Razzia versehentlich erschossen wurde. Umgehend bezichtigte der neue Leiter des Landespolizeiamtes, der SS-Führer Friedrich Jeckeln, die Kommunisten der Tat und setzte die bis dahin schlimmste Verfolgungswelle in Gang. Die Verhafteten, meistens Anhänger der KPD, wurden in die AOK und ins Volksfreundhaus nach Braunschweig gebracht und tagelang unter entwürdigenden Umständen festgehalten, geschlagen und gefoltert. Aus dem Kreis der Gefangenen suchte Jeckeln am 4. Juli neun kommunistische Arbeiter aus, ließ sie in das Gewerkschaftsheim "Pappelhof" nach Rieseberg abtransportieren und am selben Abend zusammen mit einem Studenten von SS-Leuten ermorden. Auch in Helmstedt und in Wolfenbüttel kam es im Zusammenhang mit der "Landmann-Aktion" zu zahlreichen Verhaftungen. Dabei wurden in Wolfenbüttel drei Kommunisten so schwer misshandelt, dass sie wenig später ihren Verletzungen erlagen. ... Braunschweig erwarb sich den zweifelhaften Ruhm, Hochburg der Gewaltexzesse in Deutschland zu sein. In Berlin sprach man selbst in Nazi-Kreisen von Braunschweig als "Neu-Mexiko"."